6. Laqo
7. Felsen der Affen (Kusilluchayoc)
Obwohl der Felsen der Sonnenwenden, Laqo (oder auch Tempel des Mondes genannt) und der Felsen der Affen verschiedene Stätten sind, habe ich diese für mich selbst zur archäologischen Zone Laqo zusammengefasst.
Plan der archäologischen Zone Laqo © Carl Niemann
Diese Zone befindet sich weniger als einen Kilometer in nord-östlicher Richtung von Q'enqo entfernt. Beginnt man mit der Besichtigung des Felsens der Sonnenwenden, so kann man bearbeitete Felsen sehen, deren Zweck nicht erkennbar ist.
Felsen der Sonnenwenden © Carl Niemann
"Trigonometrische Punkte © Carl Niemann
Das Besondere dieser bearbeiteten Felsen sind zwei erhabene, kreisrunde Steinflächen mit dem Durchmesser von 1,03 m und 0,37 m wie trigonometrische Punkte. Die Mittelpunkte beider Kreise liegen auf der Ost-West-Richtung. Die Tangenten der Kreise zeigen in Richtung der Aufgangspunkte der Sonne zu Sonnenwenden und Tag-und Nacht-Gleichen (nach ASTRONOMIA INKA von Erwin Salazar Garcés, ISBN 978-612-45950-4-2, Peru 2014; siehe auch: http://www.planetariumcusco.com/index.php?lang=es )
Trigonometrische Punkte © Erwin Salazar Garcés
mit freundlicher Genehmigung
Insofern muss davon ausgegangen werden, dass diese Anordnung die astronomischen Verhältnisse der postdiluvialen Zeit widerspiegelt. Dabei ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass der große Kreis bereits vor der Krustenverschiebung hergestellt wurde und der kleine in jüngerer Zeit, weil es ein Azimut 111° gibt, welches von diesem "trigonometrischen" Punkt in Richtung des Mondtempels Laqo weist (siehe Bild "Plan der archäologischen Zone Laqo" und folgendes Bild).
Blick nach Laqo © Carl Niemann
Folgt man diesem Azimut 111°, dann geht man also in Richtung Osten (diluvial) und trifft auf die Ruinen des Mondtempels. Diese Ruinen sind zwar den Inka zugeordnet, aber das schließt nicht aus, dass die Inka nur die Nachnutzer bereits vorhandener, älterer Bauten oder Ruinen waren, denn die Vielzahl von Nischen, Stufen, Höhlen und anderen Steinbearbeitungen weist eher auf Präinkakulturen hin, einschließlich diluviale Kulturen.
Ruinen des Mondtempels von Laqo © Carl Niemann
Stufen von Laqo © Carl Niemann
Nischen von Laqo © Carl Niemann
eine Höhle von Laqo © Carl Niemann
Das Areal der Ruinen wird zur Zeit (2015) archäologisch bearbeitet, kann also nicht besucht werden, aber die Felsen oberhalb der Ruinen sind frei. Dort findet man den vielfach als Intihuatana beschriebenen Gnomon (Ubbelohde-Doering, Auf den Königsstraßen der Inka, Wasmuthverlag Berlin 1941 // Müller, Sonne, Mond und Sterne über dem Reich der Inka, Springer-Verlag Berlin 1972 und andere).
Der Gnomon von Laqo © Carl Niemann
Inwieweit auch der Gnomon von Laqo als Intihuatana zu verstehen ist, kann ich nicht beurteilen, aber als Schattenwerfer im Sinne einer Sonnenuhr könnte er er schon funktionieren.
Apropos Intihuatana oder auch Intiwatana:
Ein Gnomon ist nicht gleichzusetzen mit einem Intiwatana. Ein Kenner dieser Sache (Erwin Salazar Garcés, der astronomische Direktor des Cuscoer Planetariums) schreibt hierzu wie folgt:
In allen der großen Zeremonialzentren und Stätten des Tawantinsuyu (= Reich der vier Weltgegenden) existierten Landmarken, steinerne Konstruktionen von eindrucksvoller Ausführung der feinen Verarbeitung, welche zu Beobachtungen und zu Ritualzeremonien für den Sonnengott dienten. Von denen ist nur einer in seinem Originalzustand erhalten geblieben und wurde nicht zerstört während der Zeit der sogenannten Ausrottung der Götzenanbetung. Das ist der so genannte „Intiwatana“ von Machupicchu, die Stadt, welche durch die Spanier nicht betreten wurde.
Wenn man im Internet das Wort “Intiwatana“ sucht oder einen uninformierten Führer fragt, wird man von beiden dezidiert gesagt bekommen, das Wort bedeute „die Stelle, wo man die Sonne anbindet“, einfach weil diese Erklärung eine sehr leichte und allgemeinverständliche Schlussfolgerung darstellt.
Aber welche Bedeutung hat dieses Wort in Wahrheit? „Intiwatana“ stammt von zwei Komponenten ab: Inti = Sonne, wata = Jahr und die Komplettierung mit dem Suffix na zeigt eine Möglichkeitsform an. Mit diesem Modus wird watana zu einem Ausdruck der „anualizacion“ (= jährliche Wiederkehr des Endes oder Ende eines Zyklus, einer Epoche). Wir dürfen nicht vergessen, dass Quechua eine Sprache mit sehr vielen Synonymen ist, so dass wata auch von dem Verb watay kommen kann, welches binden oder anschnallen bedeutet.
Garcilaso de la Vega stellte eine Definition des wata auf und sagte: „...die Inka stellten sich vor, dass sich der Lauf der Sonne in einem Jahr vollendet, was sie wata nannten: das ist der Name und bedeutet Jahr, aber die gleiche Diktion ohne Änderung von Aussprache oder Akzent, in einem anderen Sinne bedeutet atar = gebunden.
Wie man sieht, bezeichnet man den zweiten Teil des Wortes Intiwatana unbestritten mit Jahr und ich glaube, dass es so korrekt ist. Andernfalls würden wir uns fortgesetzt irren.
Kann man an die Sonne „anbinden“? Könnte sich ein einfacher Sterblicher trauen, eine Gottheit anzubinden? Weder symbolisch noch metaphorisch könnte solch eine Sache akzeptiert werden. Das wäre eine Absurdität, ein wahres Sakrileg. Unsere Inka waren keine Ignoranten, weder zu dumm noch zu naiv, um groß etwas Wiedersinniges zu unternehmen. Obgleich es wahr ist, dass es Chroniken gibt, welche von der Existenz einer Statue aus purem Gold berichten, welche die Sonne repräsentierte und welche P‘unchau (P’unchaw = der Tag) genannt wurde. Diese befand sich in der Qorikancha (Qori = Gold und Kancha = Corral) und ich bezweifle, dass sie jemals für eine Zeremonie „gebunden“ worden war. Während der Kolonialisierung ist es passiert, dass mit diesen und jenen Worten auch die Sitten und Traditionen denaturiert, verzerrt, abgewertet und verflucht wurden, um die Größe des Tawantinsuyu zu schmälern. Wer jetzt immer noch der Meinung ist, dass die Inka ein goldenes Bild der Sonne mit den Instrumenten zu rituellen Zwecken banden, der tut nichts als seine Ignoranz der Kultur unserer Vorfahren nachzuweisen.
Beachten Sie, dass die Schreibweise „Intihuatana“ erst vor kurzem, im19. Jahrhundert erschienen ist, als 1856 Clement Markham, ein englischer Forscher diese aus der Taufe hob, als er einen großen Felsen registrierte, welcher sich oberhalb von Ollantaytambo befindet; einige Jahre später, 1877 wiederholte der gelehrte Reisende George Squier die Bezeichnung „Intihuatana“ in seinen Texten über die Benennung der Sukanqa von Machupicchu (mehr oder minder große Monolithen, meistens aufgerichtet), schließlich wurde es populär, als Bingham seine berühmtes Buch veröffentlichte. Kein Chronist nahm Bezug auf die Bezeichnung „Intihuatana“, daher schlussfolgerte man, dass das eine Quechua - Wortschöpfung ist, ein Wort, das nachträglich aufgenommen wurde und andere ersetzt, welche diese herrlichen Steinartefakte repräsentieren: dieser Sukanqa oder steinerne Gonom war bestimmt zur Beobachtung der verschiedenen Sonnenpositionen.
Außerdem denken wir aus astronomischer Sicht (wie es für diesen Zweck verwendet wurde), müsste das Wort richtig lauten Intiqwatanan. Mit dieser Benennung, die am meisten logisch und real ist, können wir die richtige Übersetzung geben:
Intiqwatanan = Annualisation der Sonne oder mit anderen Worten: Höhepunkt oder Abschluss eines Sonnenjahres
Die Priester und Hamaut’as (= Quechua: Gelehrte und Philosophen), erfüllt von Wissen und Information, waren die Verantwortlichen für die Planung von großen religiösen Ereignissen des gesamten Reiches. Ihr Zeitplan basierte auf der Beobachtung der Sonne, ihrer Bewegung sowie der Bewegung der Sterne und Sternbilder, um die Daten exakt zu nennen.
Die Archäoastronomie konnte bisher noch nicht mit Präzision die astronomische Funktion des „Intiwatana“ von Machupicchu erklären, deshalb konnte auch noch nicht genau die wahrscheinliche, astronomische Ausrichtung festgestellt werden, welche anzunehmen wäre. Für die Projektion des Schattens, welchen die Sonne während den Wenden und den Tag- und Nachtgleichen machen würde, gibt es keine Mauern oder Stellen in seiner Umgebung wo er sich abbilden müsste, weder Markierungen, Punkte, Fenster, Steine oder irgendetwas was als Bezug dienen könnte, um solche Aufzeichnungen machen zu können. Die wahrscheinlichsten Orte für die Beobachtung der Sonnenwenden würden an einer Treppe sein, welche an der Seite O-SO an den Intiwatana heranreicht und die mit Blick auf den steinernen Gnomon dazu dienen würden, den Sonnenaufgang am 21. Juni zu beobachten. Außerdem von der Ecke O-NO der Seitenwände, die den Intiwatana umgeben, in Richtung des Gnomon blickend, zeigt das die Richtung des Sonnenaufganges zur Sommersonnenwende am 22. Dezember.
Abgesehen davon sind die Winkel, welche die Spitze des steinernen Gnomons bilden, der einzige geografische Bezug zu den vier Himmelsrichtungen, den man präzise bestimmen könnte.
Darüber hinaus glaubt man, dass der steinerne Gnomon sehr gut einige Positionen des Zenit der Sonne anzeigen kann bzw. Angaben, wenn die Schatten von den Flächen des Gnomons ganz verschwinden. Leider kann man diese Messung wegen des Bruches des Steines des Intiwatana nicht überprüfen, oder wegen tektonischer Veränderungen der Erdkruste (kleine und große Erdbeben), welche im Laufe der Jahre tatsächlich die Funktionsweise der steinernen Artefakte veränderten. Wie bekannt ist, sind die Anden in ständigem Wachstum und ihr Einfluss auf die Oberflächengestalt der Erde wird bestimmt durch seine Schwankungen über eine lange Zeit.
Johann Reinhard führt die Charakteristik der „heiligen Geografie“ als Sinn- Zusammenhang auf die jeweiligen Flächen des „Intiwatana“ zurück mit den Bergen der Götter oder Heiligen, die Machupicchu umrahmen und beschützen. So ist der Waynapicchu im Norden, der Salkantay im Süden, der Waqaywillka (Veronika) im Osten und die Bergkette von Pumasillu im Westen. Reinhard beruft sich auch auf Rowe, der gesagt hat, dass der in Frage kommende Stein den Geist der Berge dort symbolisiert, wo dieser angeordnet wurde. Offensichtlich ist das eine andere Art von Interpretationen, die von der klassischen Erklärung der Sonnenuhr abweicht oder eine andere Kennzeichnung oder astronomischer Hinweis.
Mit dem „Intihuatana“ von Machupicchu sind wahrscheinlich einige Details gerettet, die uns der Astronomie näherbringen, aber es ist noch nichts entdeckt worden.
Das ist eine ungelöste Aufgabe.
Übersetzung von Carl Niemann Dezember 2012
aus ASRONOMIA INKA von Erwin Salazar Garcés, erschienen im August 2012 in Cusco
Demzufolge handelt es sich in Laqo nur um einen Gnomon und darüberhinaus um einen "trigonometrischen" Punkt, denn peilt man von diesem mit einem Azimut von 201° (= diluviale Südrichtung), dann trifft man die Felsengruppe der Affen (oder des Affen), das ebenfalls aus bearbeiteten Felsen und Ruinen besteht.
Blick von Laqo zum Felsen des Affen © Carl Niemann
Der Affe © Carl Niemann
Bearbeitete Felsen © Carl Niemann
Ruinen © Carl Niemann
Neben der Vielzahl von Nischen und anderen Bearbeitungen der Felsen, dessen Zweck nicht mehr erkennbar ist, findet man auch hier einen kreisförmig bearbeiteten Felsen (ungefähr 1 m im Durchmesser) wie ein "trigonometrischer" Punkt.
"trigonometrischer Punkt" © Carl Niemann
Peilt man von diesem Punkt zurück nach Laqo, zum Gnomon, dann erhält man das Azimut 21°, die diluviale Nordrichtung.
Blick nach Laqo © Carl Niemann
Endes des 3.Teiles