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30.04.2021

Die Besonderheiten von Pisac (P’isaq) in Peru

1.   Allgemeine Informationen über die archäologische Zone von Pisac

Pisac  (in Ketschua P’isaq) befindet sich 35 Kilometer nord-östlich von Cusco und ist eine der größten Stätten aus der Inka-Zeit mit vielen Spuren aus noch älterer Zeit. Das Areal ist fünfmal größer als Machu Picchu und ebenfalls ein unter Schutz gestellter archäologischer Park. Dieser besteht aus mehreren Gruppen archäologischer Überreste, darunter Plattformen, Aquädukte, Mauern, Portale. Verbindungswege, Wasserkanäle, Gräber und Brücken. Nach meinem Besuch im Jahre 2012 habe ich eine Einteilung In folgende Hauptgruppen vorgenommen:

1. das Eingangsbauwerk Ost;                    5. der Tempelbezirk;
2. der Papageienpass;                               6. die Siedlung Pisaqa;
3. die obere Stadt;                                      7. der Mirador und 
4. der Friedhof;                                           8. die Anden                     
                                                                      

© Carl Niemann: Archäologische Zone Pisac



Es gibt keine genauen Daten über die erste Besiedlung, aber man kann architektonische Beeinflussungen durch die Tiahuanakus, Waris und andere Völkern erkennen. Vermutlich begann die Besiedlung bereits vor der Inka-Zeit. Diese Hauptstadt soll hauptsächlich auf den Fundamenten früherer Bauten von den Inka errichtet worden sein. Allerdings zerstörten die Spanier die Stadt und ließen sie aber später wieder aufbauen. Insofern kann aus den heute vorhandenen Ruinen nur bedingt die ursprüngliche Bebauung ersehen werden. Fest steht aber, dass die verschiedensten Baustile aus bemeiselten Felsen, behauenen Steinen und Werksteinen mehrere Epochen der Bebauung zeigen. So kann angenommen werden, dass die teilweise umbauten, aber auch solo vorhandenen, behauenen Felsen lange vor den Inka existierten.


   

© Carl Niemann: behauene Felsen



2. Informationen über die Hauptgruppen

2.1 Die  Eingangsbauten

Der Zugang zur Gesamtanlage konnte aus Richtung Osten über den Eingang Ost

© Carl Niemann: Eingang Ost


oder aus Richtung Westen über den Papageien-Pass (in Ketschua: Q'allaq'asa) erfolgen.

© Carl Niemann: Papageien-Pass



Am Papageien-Pass trafen sich die Verbindungsstraße zum Eingang Ost, die Straße zur Oberen Stadt, die Straße zum Tempelbezirk, die Straßen zur Siedlung Pisaqa und zum Mirador, die Straße zu den Gräbern sowie die Wege zu den Stufenfeldern. Unmittelbar an dieser Kreuzung befinden sich auf deren Nord-und Südseite die Reste von Bauwerken, die möglicherweise zur Kontrolle des Personen- und Warenverkehrs sowie zum Schutz gedient haben könnten. Dem gleiche Zweck werden auch die Bauwerke am Eingang Ost gedient haben.


2.2 Die obere Stadt

Die obere Stadt besteht im Wesentlichen aus Wohngebäuden, die zum Teil aus einem massiven Erdgeschoss mit einem Obergeschoss aus Adobe Bestanden. Zum Schutz diente eine Umfassungsmauer. 

                  

© Carl Niemann: Obere Stadt



2.3 Der Friedhof

Dieser Friedhof gilt als einer der ältesten und größten Friedhöfe der Inka. Tausende Grabhöhlen befinden sich in einer Bergwand, in denen Menschen in embryonaler Haltung begraben liegen. Sie wurden mit Gebrauchsgegenständen aus Silber und Gold beerdigt. Aber bereits die Spanier raubten diese Gräber aus. Außer den Gräbern befinden sich mehrere runde Fundamente am Friedhof, deren ursprüngliche Gestalt und Bedeutung nicht bekannt sind.

         

© TRAVELSICHT: Der Friedhof

        

2.4 Der Tempelbezirk

Der Tempelbezirk ist wohl der rätselhafteste Teil von Pisac. Er besteht aus Mauerresten der Tempel, Priesterpaläste und Mausoleen in verschiedenen Baustilen. Tonnenschweren Blöcke sind mörtellos aufeinandergesetzt. Trapezförmige Durchgänge, auf denen wiederum schwere Abdecksteine liegen, unterbrechen die Mauern. In der Mitte des Tempelbereichs befindet sich der Sonnentempel. Dieser besteht im Wesentlichen aus einem gewachsenen Felsen, der so bearbeitet ist, dass er eine Plattform bildet mit einem ungefähr 30 cm hohen Kegel und eine Umbauung aus Werksteinen im Inka-Baustil. Außer diesem Felsen findet man weitere rätselhaft bearbeitete Felsen. Außerdem gibt es einen Wasserspender, der über einen Kanal von 1 Km Länge aus dem Rio Kitamayo gespeist wird.


© Carl Niemann: Der Tempelbezirk



 

© Carl Niemann: Mauern um behauene Felsen


                 

 2.5  Pisaqa

Pisaqa ist eine Siedlung, deren Ruinen bezüglich ihrer Abmessungen und Anordnung einen anderen Charakter aufweisen als die anderen Ruinenbezirke. Teilweise wird vermutet, dass es sich um die Wohnungen der Adligen gehandelt hat. Andere vermuten die Reste einer militärischen Garnison. Es wird auch von der Möglichkeit geschrieben, dass es sich um  Lager von Vorräten handelte. Jedenfalls ergibt die Anordnung der Mauerreste als Kreisbogen ungelöste Rätsel.

© Carl Niemann: Die Siedlung Pisaqa



2.6 Der Mirador

Geht man vom Tempelbezirk einige Minuten einen Kleinen Pfad südwärts bergauf, so kommt man auf einen Hügel, von dem man weit in das Land sehen kann. Besonders günstig kann man "von oben" den Tempelbezirk und Pisaqa als Ganzes überblicken. 

© Carl Niemann: Der Mirador



3. Über das Rätselhafte der Ruinen von Pisac

3.1 Die tatsächlich vorhandenen Besonderheiten

Im Zentrum des Tempelbezirkes befindet sich ein rundes Felsplateau mit einer kegelförmigen  Erhöhung, welche aus dem natürlichen Felse heraus gemeißelt ist. Diese Erhöhung wird Intihuatana genannt. Was ein Intihuatana sein soll und welche Funktion er haben soll, können sie im Post  Meine Erkenntnisse über Machu Picchu und dessen Intihuatana  lesen. Inwiefern dieser Intihuatana von Pisac irgendeine Position der Sonne anzeigt wurde noch nicht erforscht. 

© Carl Niemann: Der Intihuatana innerhalb des Tempels



Außerdem gibt es außerhalb der Ummauerung weitere Kegel, die aus dem natürlich gewachsenen Felsen heraus gemeißelt sind. Zu deren Funktion findet man ebenfalls bisher keine Erklärung.

© Carl Niemann: Die Intihuatana außerhalb des Tempels




Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass der Grundriss der Siedlung Pisaqa unterhalb des Mirador dem Sektor eines Kreisringes (siehe Foto unter 2.5) entspricht mit zentral gerichteten Zwischenmauern. Wie kann das Alles zusammenpassen?


3.2 Eine astronomische Interpretation der Besonderheiten 

3.2.1 Ausgangssituation

Wenn man akzeptiert, dass die Grundrisse der gesamte Anlage und die  behauenen Felsen bereits vor 11.500 Jahren existierten als sich der geografische Nordpol noch in Grönland befand und der Kontinent Südamerika 14° entgegen den Uhrzeigersinn gedreht war, dann passen die Besonderheiten zu einem Ganzen zusammen, wie im Folgenden gezeigt wird. Dabei ist davon auszugehen, dass Pisac auf 4° nördlicher Breite lag und die geografische Nordrichtung mit dem rezenten Azimut von 21° anzunehmen ist.

3.2.2 Der Tempelbezirk

Stellte man also vor 11.500 Jahren zum Beispiel einen Baumstamm mit einem passenden Loch senkrecht auf den mit Inti 1 benannten Kegelstumpf (oder auch ohne Baumstamm), dann wäre dessen Schatten von morgens bis abends um den Inti 1 herum unterschiedliche Wege gelaufen, je nachdem, ob man den Schattenlauf  zur Wintersonnenwende, zur Tagundnachtgleiche oder zur Sommersonnenwende beobachtet hätte. Das Gleiche gilt  für den Inti 2. Vielleicht war es auch so, dass der eine Inti für den Schattenlauf der Wintersonnenwende benutzt wurde und der andere für die Sommersonnenwende. Andererseits könnte ein Inti als Anzeiger  für den Tageslauf (Sonnenuhr) benutzt worden sein. Es ist auch nicht auszuschließen, dass ein Inti der Mondbeobachtung diente.



© Carl Niemann: Lauf des Schattens zur Wintersonnenwende





© Carl Niemann: Lauf des Schatten zur Sommersonnenwende



© Carl Niemann: Der Schatten zur Tagundnachtgleiche


Außerdem sind Inti 1 und Inti 2 so platziert, dass eine gedachte Verbindungslinie beider Inti  die Nord-Süd-Richtung mit dem Azimut von 21° repräsentiert. Interessanterweise führt die Linie in der Verlängerung nach Norden genau zum Eingang Ost und in Verlängerung nach Süden zum Gipfelgrat des Mirador. 
Aber was hat es mit dem Inti 3 auf sich? Der Inti 3 ist im Gegensatz du den anderen Inti horizontal angeordnet und zwar auf einer am Felsen geglätteten, fast senkrechten Fläche. Der Inti 3 befindet sich rechtwinklig auf dieser Fläche und zeigte vor 11.500 Jahren mit einem Azimut von 111° nach Osten . Was hätte das genützt? Ganz einfach, man konnte mit geeigneter Markierung (Farbe?) und dem Schatten des Inti auf der Fläche den Jahreslauf darstellen und ablesen, mindestens aber die Zeiten der Sonnenwenden, der Tagundnachtgleiche sowie die Himmelsrichtungen.


3.2.3 Pisaqa

Verbindet man die Endpunkte des inneren Bogens des Kreissektors  der Ruinen von Pisaqa mit einer gedachten Linie, dann zeigt diese Linie das Azimut von 21° Grad an - der geografischen Nordrichtung vor 11.500 Jahren, ebenso wie die gedachte Linie, die vom Inti 1 über den Gebirgskamm des Mirador führt. Stand man vor 11.500 Jahren in der Mitte von Pisaqa und blickte nach dem prähistorischen Westen (Azimut 291°), dann konnte man zum Äquinoktium die Sonne hinter dem Mirador untergehen sehen.

© Carl Niemann: geografischen Nordrichtung vor 11.500 Jahren


Damit hätte man von den Endpunkten des inneren Bogens aus über den Inti 4 die Sonne zu den Sonnenwenden und zur Tagundnachtgleiche über den Mirador untergehen sehen können.

Zweckmäßigerweise hätte man zur Erleichterung einer genauen Peilung einen Inti 4 an geeigneter Stelle innerhalb des roten Kreises auf folgendem Foto einrichten können. Vielleicht ergeben eines Tages Ausgrabungen an dieser Stelle Hinweise auf einen Inti 4 oder Ähnliches.

© Carl Niemann: Hier sollte in Pisaqa gegraben werden



Diese astronomische Interpretation ist das Resultat zweier Besichtigungen vor Ort und der Auswertung von diversen Fotomaterial. Für eine Überprüfung der tatsächlichen Gegebenheiten ist eine weitere Ortsbegehung zu gegebener Zeit erforderlich.