Sie werden fragen, was Machupicchu mit dem Jahreswechsel zu tun habe.
In allen großen Zeremonienzentren und Städten von Tawantinsuyu (= das Reich
der Inka) gab es Sukanqas (=Steinsäulen), mit denen Beobachtungen und rituelle
Zeremonien für den Sonnengott durchgeführt wurden. Nur eine von ihnen befindet
sich in ihrem ursprünglichen Zustand und wurde durch den Prozess namens
"Ausrottung der Götzendiener" nicht zerstört. Es ist der sogenannte
"Intiwatana" von Machupicchu. Wenn man im Internet das Wort
“Intiwatana“ sucht oder einen uninformierten Führer fragt, wird man von beiden
dezidiert gesagt bekommen, das Wort bedeute „die Stelle, wo man die Sonne
anbindet“, einfach weil diese Erklärung eine sehr leichte und
allgemeinverständliche Schlussfolgerung darstellt.
Aber welche Bedeutung hat dieses Wort wirklich? „Intiwatana“ stammt von
zwei Komponenten ab: Inti = Sonne, wata = Jahr und die Komplettierung mit dem
Suffix na zeigt eine Möglichkeitsform an. Mit diesem Modus wird watana zu einem
Ausdruck der „anualizacion“ (= jährliche Wiederkehr des Endes oder Ende eines
Zyklus, einer Epoche). Aber „watana“ mit anbinden zu übersetzen ist demzufolge
falsch. Kann man an die Sonne „anbinden“? Könnte sich ein einfacher Sterblicher
trauen, eine Gottheit anzubinden? Weder symbolisch noch metaphorisch kann solch
eine Sache akzeptiert werden.
Das Wort "Intiwatana" tauchte erst im neunzehnten Jahrhundert
auf, als 1856 Clements Markham einen großen Felsen beschrieb, welcher sich oberhalb
von Ollantaytambo befindet. 1877 wiederholte George Squier die Bezeichnung
„Intiwatana“ in seinen Texten über die Benennung der Sukanqas. Schließlich
wurde es populär, als Bingham sein berühmtes Buch veröffentlichte. Kein
Chronist nahm Bezug auf die Bezeichnung „Intiwatana“, daher schlussfolgerte
man, dass das eine Quechua - Wortschöpfung ist, ein Wort, das nachträglich
aufgenommen wurde und andere ersetzt, welche diese Steinartefakte
repräsentieren, diese Sukanqas oder steinerne Gnomone, die zur Beobachtung der
verschiedenen Sonnenpositionen bestimmt waren.
Die Archäoastromie konnte bisher noch nicht mit Präzision die astronomische Funktion des „Intiwatana“ von Machu Picchu erklären. Für die Projektion des Schattens, welchen die Sonne während den Wenden und den Tag- und Nachtgleichen machen würde, gibt es keine Mauern oder Stellen in seiner Umgebung wo er sich abbilden müsste, weder Markierungen, Punkte, Fenster, Steine oder irgendetwas was als Bezug dienen könnte. Mit dem „Intihuatana“ von Machu Picchu sind wahrscheinlich einige Details gerettet, die uns der Astronomie näherbringen, aber es ist noch nichts entdeckt worden. Das ist eine ungelöste Aufgabe
siehe auch: Erkenntnisse über Machu Picchu