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18.12.2016

Meine Erkenntnisse über Machu Picchu und dessen Intihuatana - Stand Dezember 2016



Über Machu Picchu im Allgemeinen
Besichtigt man die Zone Machu Picchu aufmerksam, dann findet man wie in anderen prähistorischen Stätten auch die unterschiedlichsten Baustile vor, die hauptsächlich von der Art und Größe der verwendeten Steine bestimmt sind: behauene Felsen, riesige Werksteine, große Werksteine, kleinere Werksteine, überbaute Felsen. Daraus folgt, dass auch Machu Picchu über verschiedene Epochen hinweg entstand und bereits vorhandene Bauten genutzt oder überbaut wurden. Aber von wem? Die letzten Inka und damit die Spanier wussten nichts von der Existenz von Machu Picchu. Auch  der  Chronist Garcilaso de la Vega erwähnte Machu Picchu nicht. Es könnte sein, dass Machu Picchu schon lange vor den Inka verlassen wurde. Die Inka hätten  nur 100 Jahre Zeit gehabt, um das gewaltige Machu Picchu mit seinen Kanälen, Terrassen, Häusern und Heiligtümern zu erbauen, zu bewohnen, zu verlassen und zu vergessen. Der Architekt Oswaldo Paez Patino weist Machu Picchu sogar einen älteren Platz als den ägyptischen Pyramiden zu. 1990 stieß man bei Stützarbeiten auf zyklopische Steinblöcke in 150 Meter Tiefe. Die Grundmauern der Stadt ruhen somit auf wesentlich älteren Strukturen, als bisher angenommen (Fibag P., Gruber E., Holbe R.: Die großen Rätsel der Menschheit, Weltbild 2004).Das die Stadt 1450 auf Befehl des Inka-Herrschers Pachacutec Yupanqui erbaut worden sei, ist eine durch Nichts bewiesene Behauptung. In diesem Sinne gelang es bisher auch nicht irgendwelche astronomische Zusammenhänge herauszufinden, die auf Konstellationen von Sonne, Mond, Planeten oder Sternen zur Inkazeit beruhen. Das gilt an erster Stelle für den Intihuatana von Machu Picchu.

Über den Intihuatana von Machu Picchu
Über diesen Intihuatana wurde bereits viel gerätselt. Seine Funktion konnte wie bereits geschrieben, bisher noch nicht  erklärt werden. Ein Kenner dieser Sache (Erwin Salazar Garcés, der astronomische Direktor des Cuscoer Planetariums) schreibt hierzu unter anderm wie folgt:

Wenn man im Internet das Wort “Intiwatana“ sucht oder einen uninformierten Führer fragt, wird man von beiden dezidiert gesagt bekommen, das Wort bedeute „die Stelle, wo man die Sonne anbindet“, einfach weil diese Erklärung eine sehr leichte und allgemeinverständliche Schlussfolgerung darstellt.
Aber welche Bedeutung hat dieses Wort in Wahrheit? „Intiwatana“ stammt von zwei Komponenten ab: Inti = Sonne, wata = Jahr und die Komplettierung mit dem Suffix na zeigt eine Möglichkeitsform an. Mit diesem Modus wird watana zu einem Ausdruck der „anualizacion“ (= jährliche Wiederkehr des Endes oder Ende eines Zyklus, einer Epoche). Wir dürfen nicht vergessen, dass Quechua eine Sprache mit sehr vielen Synonymen ist, so dass wata auch von dem Verb watay kommen kann, welches binden oder anschnallen bedeutet.
Garcilaso de la Vega stellte eine Definition des wata auf und sagte: „...die Inka stellten sich vor, dass sich der Lauf der Sonne in einem Jahr vollendet, was sie wata nannten: das ist der Name und bedeutet Jahr, aber die gleiche Diktion ohne Änderung von Aussprache oder Akzent, in einem anderen Sinne bedeutet atar = gebunden.
Wie man sieht, bezeichnet man den zweiten Teil des Wortes Intiwatana unbestritten mit Jahr und ich glaube, dass es so korrekt ist. Andernfalls würden wir uns fortgesetzt irren.
Kann man an die Sonne „anbinden“? Könnte sich ein einfacher Sterblicher trauen, eine Gottheit anzubinden? Weder symbolisch noch metaphorisch könnte solch eine Sache akzeptiert werden. ...
 Während der Kolonialisierung ist es passiert, dass mit diesen und jenen Worten auch die Sitten und Traditionen denaturiert, verzerrt, abgewertet und verflucht wurden, um die Größe des Tawantinsuyu zu schmälern. ...Beachten Sie, dass die Schreibweise „Intihuatana“ erst vor Kurzem, im19. Jahrhundert erschienen ist, als 1856 Clement Markham, ein englischer Forscher diese aus der Taufe hob, als er einen großen Felsen registrierte, welcher sich oberhalb von Ollantaytambo befindet; einige Jahre später, 1877 wiederholte der gelehrte Reisende George Squier die Bezeichnung „Intihuatana“ in seinen Texten über die Benennung der Sukanqa von Machupicchu (mehr oder minder große Monolithen, meistens aufgerichtet), schließlich wurde es populär, als Bingham seine berühmtes Buch veröffentlichte. Kein Chronist nahm Bezug auf die Bezeichnung „Intihuatana“, daher schlussfolgerte man, dass das eine Quechua - Wortschöpfung ist, ein Wort, das nachträglich aufgenommen wurde und andere ersetzt, welche diese herrlichen Steinartefakte repräsentieren: dieser Sukanqa oder steinerne Gonom war bestimmt zur Beobachtung der verschiedenen Sonnenpositionen.
Außerdem denken wir aus astronomischer Sicht (wie es für diesen Zweck verwendet wurde), müsste das Wort richtig lauten Intiqwatanan. Mit dieser Benennung, die am meisten logisch und real ist, können wir die richtige Übersetzung geben: 

Intiqwatanan = Annualisation der Sonne oder mit anderen Worten: 
              Höhepunkt oder Abschluss eines Sonnenjahres  
Die Archäoastromie konnte bisher noch nicht mit Präzision die astronomische Funktion des „Intiwatana“ von Machu Picchu erklären, deshalb konnte auch noch nicht genau die wahrscheinliche, astronomische Ausrichtung festgestellt werden, welche anzunehmen wäre. Für die Projektion des Schattens, welchen die Sonne während den Wenden und den Tag- und Nachtgleichen machen würde, gibt es keine Mauern oder Stellen in seiner Umgebung wo er sich abbilden müsste, weder Markierungen, Punkte, Fenster, Steine oder irgendetwas was als Bezug dienen könnte, um solche Aufzeichnungen machen zu können. Die wahrscheinlichsten Orte für die Beobachtung der Sonnenwenden würden an einer Treppe sein, welche an der Seite O-SO an den Intiwatana heranreicht und die mit Blick auf den steinernen Gnomon dazu dienen würden, den Sonnenaufgang am 21. Juni zu beobachten. Außerdem von der Ecke O-NO der Seitenwände, die den Intiwatana umgeben, in Richtung des Gnomon blickend, zeigt das die Richtung des Sonnenaufganges zur Sommersonnenwende am 22. Dezember......
Darüber hinaus glaubt man, dass der steinerne Gnomon sehr gut einige Positionen des Zenit der Sonne anzeigen kann bzw. Angaben, wenn die Schatten von den Flächen des Gnomons ganz verschwinden. ....
 
Mit dem „Intihuatana“ von Machu Picchu sind wahrscheinlich einige Details gerettet, die uns der Astronomie näherbringen, aber es ist noch nichts entdeckt worden.....

Das ist eine ungelöste Aufgabe.


Übersetzung von Carl Niemann Dezember 2012
aus ASTRONOMIA INKA von Erwin Salazar Garcés, erschienen im August 2012 in Cusco

Wenn Salazar schreibt, dass die Archäoastromie  bisher noch nicht  genau die wahrscheinliche, astronomische Ausrichtung des Intihuatana feststellen konnte, dann ist das überhaupt kein Wunder, denn nicht einmal die geografische Ausrichtung des Intihuatana ist offiziell festgestellt und öffentlich dokumentiert worden.

Deshalb war es mein Anliegen, unabhängig von jeglicher Interpretation und von jeglichem Wunschdenken die tatsächliche Ausrichtung "vor Ort" festzustellen. Meine Messungen von 2012, 2015 und die Messung durch einem Freund  2016 ergeben folgendes Bild: 

           geografische Ausrichtung des Intihuatana von Machu Picchu © Carl Niemann

 
Übrigens, die von „aller Welt“  von Müller übernommene Angabe der  Richtung des Gnomon [Sonne, Mond und Sterne über dem Reich der Inka, ISBN 0-387-05774-9] mit einem Winkel von 27,5° zur Ost - West - Richtung ist falsch. Sie beträgt in Wirklichkeit 45°+/- 1°. Demzufolge sind auch die Schlussfolgerungen von Müller falsch. 

                   Die falschen Angaben am Gnomon des Intihuatana nach Müller 
 
Auch die Messung der Ausrichtung des Gnomon des Intihuatana mit Hilfe von Google Earth zeigt , dass die Angaben von Müller falsch sind.
 
          Die Ausrichtung des Gnomon des Intihuatana nach Google Earth © Carl Niemann
 
 
 
Post Ende
 

22.01.2016

Ergebnisse der Forschungen im Gebiet von Cusco, Part 7


10. Über Tambo Machay nach Písac (oder P'isaq in Quechua) 
Die Straße nach Pisaq führt +/- 5 Km nach Cusco an den Ruinen einer W’aka vorüber („Wak’a“ ist das Quetschua-Wort für eine heilige Stätte, auch „Huaca“ geschrieben). Drei Wasserläufe fasste man ein und kultivierte diese mittels verschiedenster Mauern. Das sollen die Inka gemacht haben. Deshalb wird die W’aka Tambo Machay oder auch das „Bad des Inka“ genannt.

Tambo Machay, Teilansicht nach Süden   © Carl Niemann

 

 Tambo Machay, Detail   © Carl Niemann

 Tambo Machay, Teilansicht nach Nordosten   © Carl Niemann

 

Aber warum hätten die Inka innerhalb historisch kurzer Zeit aus dem Nichts Bauten schaffen sollen mit solchen unterschiedlichen Baustilen? Nach Stil und Größe der Werksteine und Mauern ist zu schlussfolgern, dass die heutige Gesamtanlage eher als Ergebnis der Bautätigkeit nacheinander folgender Kulturen entstand. Insofern ist auch anzunehmen, dass die Mauern des nördlichen Plateaus wesentlich früher errichtet wurden als zum Beispiel die obere Mauer der Nordseite mit den Trapeznischen. Dass das heutige, nördliche Plateau ursprünglich als Plateau gebaut war, muss ebenfalls angezweifelt werden. Die noch vorhandenen Mauern des „Plateaus“ könnten Grundmauern eines weitaus höheren Gebäudes gewesen sein, welchem irgendeine wichtige Funktion im Sinne einer heiligen, prähistorischen Stätte zukäme. 
 
Jedenfalls stimmt die Geometrie der Grundmauern mit den diluvialen Himmels-richtungen überein und nicht mit den rezenten (siehe folgende Zeichnung).

 
Plan Tambo Machay   © Carl Niemann


 
 
Die Stadt Pisaq befindet sich +/- 35 Km nordöstlich von Cusco entfernt im heiligen Tal der Inka am Rio Urubamba. Sie wurde bekannt durch die Ruinen einer Bergfestung, die wie alle Ruinen in Peru den Inka zugeschrieben wird.
 



Fortsetzung folgt in Kürze!