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24.01.2015

Indikation der Polverschiebung: Orientierung prähistorischer Stätten

Alfred Wegener schrieb bereits 1929 im Vorwort zu seinem weltberühmt gewordenen Buch "Die Entstehung der Kontinente und Ozeane", Nachdruck der 4. Umgearbeiteten Auflage 1929, Gebrüder Borntraeger Verlagsbuchhandlung, Berlin Stuttgart 2005:
"Die Erkenntnis, daß zur Entschleierung der früheren Zustände unserer Erde alle Geo-Wissenschaften Indizien beizusteuern haben, und daß die Wahrheit nur durch Zusammenfassung aller dieser Anzeichen ermittelt werden kann, scheint noch immer nicht in dem wünschenswerten Grade Allgemeingut der Forscher geworden zu sein.“ Dieser Satz hat bis heute an Aktualität nichts verloren. Es existieren weltweit zahlreiche geowissenschaftliche Indizien, die zusammengefasst werden könnten. Im vorliegenden Blog werden einige globale, geografische und geophysikalische Indizien beschrieben, die bei geeigneter wissenschaftlicher Bearbeitung im bescheidenem Maße zur Entschleierung der früheren Zustände unserer Erde und zum besseren Verständnis der Geophysik überhaupt beitragen könnten (siehe auch Posts zum Magnetfeld der Erde).

Während meiner Studien der Geschichte der Menschheit und der unterschiedlichsten Kulturen stieß ich immer wieder auf deren Hinterlassenschaften in Form von Ruinen, Steinsetzungen, Steinbearbeitungen und dergleichen. Obwohl jede dieser Stätten verschiedene Eigentümlichkeiten aufweist, haben sie Eines gemeinsam. Sie sind deutlich irgendwohin ausgerichtet, nur nicht nach den kardinalen  Himmelsrichtungen. Und das machte mich stutzig. In Mittelamerika existieren zum Beispiel über 50 Stätten, die nicht nach Norden, Süden, Westen oder Osten ausgerichtet sind, sondern durchschnittlich 13° bis 16° von Norden nach Osten abweichend. Aber auch in Europa, in Afrika, in Asien und in Südamerika findet man zahlreiche Stätten mit von Norden abweichender Orientierung. Diesbezügliche Erklärungsversuche von Archäologen und Wissenschaftlern existieren nur wenige. Eine besonders deutlich nicht nach Norden ausgerichtete Stätte befindet sich 40 Kilometer nordöstlich von Mexico-City. Es ist Teotihuacan mit seinen gut erhaltenen Ruinen von Pyramiden, Palästen und Wohnkomplexen. Teotihuacan war seinerzeit die mit Abstand größte Stadt Mittelamerikas. Die Ausrichtung des gesamten Grundrisses der Stadt ist von einer Richtung bestimmt. Repräsentativ zeigt die „Straße der Toten“ auf eine Länge von 2,5 Km in diese Richtung. Sie weicht 15°28‘ von der rezenten Nordrichtung nach Osten ab. Die Architekten und Planer von Teotihuacan hatten sicherlich Gründe für diese Orientierung. Überlieferungen darüber sind nicht bekannt. Der US-amerikanische Professor der Archäoastronomie Aveni vermutet (Aveni Hartung Buckingham, “The Pecked Cross Symbol in Ancient Mesoamerica", in: Science, Vol. 202, Nr. 4365, Oktober 1978), dass der von ihm sogenannte Teotihuacan-Norden für die mesoamerikanischen Städteplaner offenbar wichtiger gewesen sein musste als der kardinale Norden. Als astronomischen Bezug für diesen Teotihuacan-Norden nimmt er das Sternbild der Plejaden an. Aber warum sollte so ein relativ kleines Sternbild mit nicht sehr hellen Sternen, bei seinem Auf- oder Untergang kaum sichtbar, als bestimmendes Richtungszeichen für eine riesige Stadt ausgewählt worden sein, zumal keinerlei diesbezügliche Symbolik in der Gestaltung und Ausschmückung der Architektur von Teotihuacan zu finden ist? Die Nachfahren der Teotihuacaner, die Azteken huldigten der Sonne. Ihr Hauptgott war Huitzilopochtli, der Gott des Krieges und der Sonne. In den aztekischen Mythen werden vier große Zeitalter beschrieben, die der bestehenden Welt vorangingen und in Katastrophen endeten. Das fünfte Zeitalter wäre durch das Opfer eines Helden, durch Tonatiuh eingeläutet worden, der sich in die Sonne verwandelte. Bei den Mayas, den nächsten, großen Nachbarn der Azteken, war der Sonnenkult Staatsreligion (Moctezuma, Eduardo Matos, "Die Sonnenpyramide Schicksal eines Monuments“, Somogy Editions d’Art, 2009, ISBN 978-2757202968). Warum sollte also die Stadt der Vorfahren von den Azteken und Maya nicht nach der Sonne ausgerichtet worden sein? War die bestimmende Richtung zur Zeit der Errichtung von Teotihuacan doch die Sonne und damit die damalige, kardinale Nord-Süd- Richtung? Außerdem findet man bei Aveni die Aussage, dass die Planer der anderen mittelamerikanischen Stätten die Teotihuacan-Richtung als Masterplan kopiert und ebenfalls für ihre Ausrichtung verwendet hätten („Bringing the Sky Down to Earth”,  ttp://www.historytoday.com/anthony-aveni/bringing-sky-down-earth , gelesen am 16.11.2014). Das klingt zwar glaubwürdig, zumal die Einflüsse der Teotihuacan-Architektur in ganz Mittelamerika zu finden sind. Die geografischen Tatsachen sagen etwas anderes. Die Pyramiden von Comalcalco zum Beispiel, die am nächsten zu Teotihuacan liegende, größere Maya-Stätte, sind 13,8° und nicht 15,28° Grad nach Osten abweichend ausgerichtet. Lag diese von Teotihuacan abweichende Ausrichtung an einem Planungsfehler oder richtete man die Pyramiden von Comalcalco ebenfalls einfach nach der Sonne aus? Die Maya-Stätten von Yucatan, wie Labna, Edzna, Tikal, El Caracol usw. sind sogar nur noch 13° bis 12° anstatt 15,28° nach Osten abweichend ausgerichtet.
 
Labna 1 © C. Niemann

Labna 2 © C. Niemann




Labna 3 © C. Niemann
Eine direkte Kopie des Masterplanes von Teotihuacan kann es somit nicht gegeben haben, lediglich die Ausrichtung nach der Sonne könnte einfach kopiert worden sein. Jedenfalls treffen sich alle gedachten Linien der einzelnen, kopierten oder nicht kopierten "Teotihuacan-Nordrichtungen“ an einer Stelle in Mittelgrönland (siehe Post vom 10. Januar 2015).
 Weiter nördlich, auf dem Gebiet der heutigen USA gelegene, prähistorische Stätten, die Mounds (Gisela Ermel, "Das Moundbuilder Phänomen“, Ancient Mail Verlag, 2008) und Medicine Wheels ("Medicine Wheel”, http://de.wikipedia.org/wiki/Medicine_Wheel, gelesen am 14.11.2014), sind von ganz anderer Architektur als die mittelamerikanischen Stätten. Auch bei diesen gibt es einige mit vermutlicher oder deutlicher, nach Osten abweichender Ausrichtung. Obwohl keine Anzeichen wie Keramiken oder andere Artefakte bekannt sind, die auf irgendwelche Kontakte mit den Teotihuacanos schließen lassen, hatten die Mound- und Wheelbuilders Gründe, ihre Bauten ebenfalls "schief“, nach Osten auszurichten. Am Stadtrand von Macon, US-Bundesstaat Georgia befinden sich die Erdbauten von Ocmulgee. Das sind im Wesentlichen eine so genannte Earthlodge und mehrere Hügel, deren Ausrichtung ebenfalls auf das „Zielgebiet“ der mittelamerikanischen Richtungen in Grönland weist. Entweder empfahl irgendwer oder gar ein Teotihuacano den Moundbuilders, den "Teotihuacan-Norden“ anzuwenden oder sie richteten sich einfach nach der Sonne.
Nun könnte man denken, dass diese Ausrichtungen zufällig gewählt wurden, aber es existieren weltweit urzeitliche Stätten oder Stätten mit Grundmauern aus der Urzeit, welche ebenfalls nach irgendwo ausgerichtet wurden, nur nicht nach dem kardinalen Norden wie die folgenden Beispiele von Europa zeigen. Der dänische Hobbyflieger Preben Hansson wunderte sich darüber, dass sich die Überreste der drei vermeintlichen Wikingerburgen Trelleborg, Fyrkat und Aggersborg auf einer Geraden befinden, obwohl diese Stätten 156 Km beziehungsweise 50 Km voneinander entfernt sind (Preben Hansson, "Sie kamen von den Sternen“, Ullstein Tb, 1994). Er verfolgte die Richtung dieser Linie weiter nach Süden und kam zu dem Ergebnis, dass diese Linie gleichermaßen den griechischen Orakelort Delphi berühre. Hier irrte Hansson allerdings, denn er richtete sich offenbar nach Karten mit der üblichen Mercator-Projektion, auf denen eine auf der Erdkugel trigonometrisch gerade Linie bekanntermaßen gekrümmt dargestellt werden muss. Allerdings kann vermutet werden, dass er sich bezüglich der Charakterisierung der „Wikingerburgen“ nicht irrte, indem er sie als urzeitliche Stätten charakterisierte. Die gemeinsame Gerade führt zwar nicht nach Delphi, aber nordwärts nach Mittelgrönland indem sie 33,5° von Norden nach Westen abweicht. In diesem Sinne existieren nicht nur in Dänemark sondern auch auf der britischen Insel solche "Zufälle“. Die Kreise von Thornborough Henge sind nach Mittelgrönland gerichtet, 33° von Norden nach Westen abweichend. Ebenso wurde das sogenannte Ganggrab Newgrange einst mit eben diesem Gang nicht nach einer heute üblichen Himmelsrichtung gebaut, sondern die Baumeister richteten ihr Werk nach Mittelgrönland aus, 30° von Norden nach West abweichend. Die wohl bekannteste, prähistorische Stätte Stonehenge bildet bezüglich der Sichtbarkeit ihrer Ausrichtung eine doppelte Ausnahme. Erstens wurden bis zu 250 Visierlinien im Laufe der letzten 400 Jahre untersucht und nur bei 32 Linien mögliche astronomische Bestimmtheiten vermutet (Drößler, "Astronomie in Stein", Panorama Verlag, Wiesbaden, ISBN 3-926642-25-4). Zweitens gibt es in der Gegenwart nur eine Anordnung der megalithischen Steine, für die eine deutliche Hauptvisierlinie vom "Altar“ über den "Sarsenstein“  zum "Heelestein“ erkennbar ist. Sie zeigt die Stelle des Sonnenaufganges zur Sommersonnenwende in heutiger Zeit.  Unterstellt man jedoch eine Ausrichtung der Gesamtanlage nach Mittelgrönland, dann findet man zwei Indizien, welche für diese Ausrichtung sprechen. Das erste Indiz besteht in Folgendem: Östlich von Stonehenge befindet sich in einer Entfernung von 30 Km die urzeitliche Anlage "Duringtons Wall“. Diese Anlage beinhaltet einen 30 Meter langen bogenförmigen Wall mit Steinen sowie andere Strukturen. Verbindet man gedanklich die Endpunkte des Bogens mit einer geraden Linie und zieht diese Gerade in westlicher Richtung weiter, dann führt diese durch Stonehenges Mitte. Weitere gedachte Geraden im Winkel von 90° zu dieser Verbindungslinie sowohl von Stonehenge als auch von "Duringtons Wall“ aus führen nach Mittelgrönland. Gleichermaßen haben  Stätten in Frankreich, Spanien, Sardinien, Polen, Bulgarien usw. die gleiche Ausrichtung. Es sieht geradewegs so aus, als ob sich einerseits die Wikinger, die Iren, die Engländer, die Franzosen, die….. mit den Teotihuacanos und Moundbuilders andererseits einen gemeinsamen Zielpunkt in Mittelgrönland vereinbart hätten. Es kann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass eine solche Vereinbarung über einen geografisch bedeutsamen Punkt nicht existierte, aber dass dieser Punkt wesentlich früher als zur Wikingerzeit bekannt war. Selbst die urzeitlichen Bewohner von Afrika und Asien kannten diesen Punkt, denn warum hätten Sie sonst ihre Bauten danach ausgerichtet?
Die Sonne scheint überall auf der Erde gleich, nur in Südamerika scheinbar nicht. Alle südamerikanischen, urzeitlichen Stätten weisen nicht nach Mittelgrönland. Wurden diese Stätten nach einem anderen „Masterplan“ errichtet? Sie weisen zwar alle auf einen gemeinsamen Punkt, der sich jedoch an einer anderen Stelle befindet. Da es absolut nicht sein kann, dass sich Sonne, Mond und Sterne in Südamerika plötzlich verschieben, muss es einen Grund dafür geben. Dieser Grund besteht in Folgendem: Wird jede einzelne Richtung der südamerikanischen Stätten mit einer von derselben Stätte zum Teotihuacan-Norden angenommenen Richtung verglichen, dann beträgt der Differenzwinkel immer 14°. Dieser Effekt kann nur existieren, wenn der gesamte südamerikanische Kontinent in Bezug auf den nordamerikanischen entgegen dem Uhrzeigersinn um 14° verdreht war, sodass der Südamerika-Norden mit dem Teotihuacan-Norden „zusammenfällt“ (siehe auch Post vom 10. Januar 2015). Der theoretische Drehpunkt dafür befindet sich wahrscheinlich in der westlichen Karibik, beispielsweise bei 11°30'N 80°30'W. Geologische Merkmale für eine Verdrehung des südamerikanischen Kontinentes findet man in Form der Inselkette "Kleine Antillen" und in Form von Feuerland einschließlich der gesamten Westküste bis zur Isla de Chiloé  als durch Zugkräfte zerrissene Landmassen sowie in Form des durch Druckkräfte zu einem Bogen gestauchten Landes von Panama.
 

Zusammenfassung
Die von Norden (oder Süden) abweichenden Orientierungen von urzeitlichen Stätten sind objektiv existierende Tatsachen, die nur mit einer Polverschiebung  und  damit  mit  einer  Krustenverschiebung nach der Herstellung oder Errichtung dieser Stätten erklärbar sind.

Einige Impressionen aus Peru



Sechin © Carl Niemann
Q'enqo © Carl Niemann




Chanquillo © Carl Niemann


Machu Picchu: Intiwatana © Carl Nieman
 

Nazca: Spinne © Carl Niemann
            

12.01.2015

Krustenverschiebung versus Polverschiebung

Unsere Erde, global geophysikalisch betrachtet, besteht bekanntermaßen aus einer hauptsächlich eisernen (32,1 Volumen %) Vollkugel mit fester Kruste und mehr oder weniger flüssigem Inneren. "Hauptsächlich eisern", weil alle anderen festen Komponenten mit weniger als 15 Volumen % vorhanden sind. Dieser relativ hohe Eisenanteil verdient deshalb eine besondere Bedeutung, weil sämtliche Erscheinungen des Magnetismus auch von der Konfiguration und Menge des Eisens abhängen. Zahleiche Untersuchungen haben ergeben, dass die Kruste aus den relativ leichten (2,7 g/cm³) und dicken (30 bis 60 Km) Kontinentalplatten sowie aus den relativ schweren (3g/cm³) und dünnen (5 bis 9 Km) Ozeanplatten besteht. Diese Kontinental- und Ozeanplatten bewegen sich nach den Gesetzen der Isostasie und der Rotation, die übrigens eine beträchtliche, mittlere Geschwindigkeit von 464 m/s an der Oberfläche der Kruste (am Äquator) aufweist. Alfred Wegener begründete bereits 1915 diese Bewegung und damit die Krustenverschiebung mit seinem Werk "Die Entstehung der Kontinente und Ozeane" (siehe Nachdruck der 1. Auflage 1915 und 4. umgearbeiteten Auflage 1929, Gebr. Borntraeger Verlagsbuchhandlung, Berlin Stuttgart 2005). Er schrieb von partieller und gesamter Krustenwanderung und in diesem Zusammenhang auch von der Polverschiebung.
Auf Grund der vielfach unterschiedlichen und teils "verschwommenen" Darstellungsweisen von Polbetrachtungen auch in der wissenschaftlichen Literatur, soll an dieser Stelle eine kurzgefasste Definition der Pole der Erde eingeschoben werden, auch wenn es für Viele banal erscheint:
  1. Ein Pol ist ein Punkt auf der Erdoberfläche.
  2. Es muss zwischen geografischen, geomagnetischen und magnetischen Polen unterschieden werden.
  3. Die geografischen Pole befinden sich grundsätzlich an den Schnittpunkten der Rotationsachse mit der Oberfläche.
  4. Die geomagnetischen Pole sind die Schnittpunkte der Achse des theoretisch, aus der Mittelung des Feldlinienverlaufes berechneten Magnetfeldes mit der Oberfläche.
  5. Die magnetischen Pole sind tatsächlich an der Oberfläche gemessene Feldstärkemaxima.  

Was muss man nun unter Krustenverschiebung oder Polverschiebung verstehen? Oder sind Krustenverschiebung und Polverschiebung ein Synonym? Zunächst gilt es festzustellen, dass Krustenverschiebung und Krustenwanderung einerseits und Polverschiebung und Polwanderung andererseits jeweils das Gleiche beinhaltet. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass heute die "Verschiebung" gebräuchlicher benutzt wird und Wegener eben von "Wanderung" schrieb. Jedenfalls wurde von Wegener die Problematik bis heute gültig, unübertroffen klar und für Jeden verständlich dargestellt: 

"Es ist meines Erachtens von großer Wichtigkeit, die Polwanderungen in der angegebenen Weise als oberflächliche zu definieren und auf diese Weise die Streitfrage, ob sie durch Verschiebung der Kruste über ihre Unterlage oder durch innere Achsenverlagerung entstehen, von der Feststellung der Realität zu trennen. In der bisherigen Literatur ist das nicht geschehen, und die Folge davon sind Unklarheit und Verwirrung.. Bisher werden Polwanderungen von Geologen empirisch nachgewiesen (bzw. die heutige Polwanderung von den Geodäten aus Breitenbestimmungen abgeleitet), manche Geophysiker bestreiten aus theoretischen Gründen ihre Möglichkeit, und eine dritte Klasse von Autorenmacht den Vermittlungsvorschlag, sie bestünden nicht in inneren Achsverlagerungen, sondern nur in Drehung der Kruste über ihre Unterlage. Um aus diesen Unklarheiten herauszukommen, ist eine strengere Begriffsbildung nötig, und der erste Schritt dazu ist der, daß wir Polwanderungen als oberflächliche definieren; solche oberflächliche Polwanderungen sind sowohl für die geologische Vorzeit wie für die Gegenwart nachgewiesen, und es hat also keinen Sinn, über ihre Möglichkeiten zu diskutieren. Unter Krustenwanderung und Krustendrehung wollen wir die Bewegung der Erdkruste relativ zu ihrer Unterlage verstehen." 
Also ist es gleichgültig, ob es sich um Polverschiebung oder Achsenverschiebung handelt. In jedem Falle äußert sich diese Verschiebung als Bewegung der Kruste in Bezug auf die Achse. 
Wegener nannte als mögliche Gründe der Krustenverschiebung, die Polverschiebung eingeschlossen, an erster Stelle die Rotation der Erde mit allen damit zusammenhängenden Folgen und Einflüssen wie die Strahlung der Sonne und des Weltalls, die Gravitationswirkung der Sonne und des Mondes, die Strömungen der Luft- und Wasserhülle sowie die Strömungen des zähflüssigen Erdinneren. Alle diese Einflüsse bewirken relativ langsame Krustenbewegungen in geophysikalischen Zeiträumen. Deshalb schreibt Wegener von "Wanderungen". Was aber bei Wegener keine Rolle spielte, sind die Einschläge kosmischer Geschosse wie Asteroiden und Kometen, die zweifellos je nach Größe, Geschwindigkeit und Richtung ebenfalls Einfluss auf die Erde ausübten wie Rotationsgeschwindigkeit, Achsneigung und Krustenverschiebung. Aus der mit Einschlägen übersäten Oberfläche des Mondes und der Planeten ist die Schlussfolgerung zwingend, dass auch die Erde von zahlreichen "Geschossen" getroffen wurde. Zu Wegeners Zeit gab es kaum wissenschaftlich fundierte Kenntnis von akzeptierten Einschlagkratern. Inzwischen sind über 200 solcher auf dem Lande aller Kontinente identifiziert. Zu diesem Thema kann ein hervorragendes Buch von Duncan Steel empfohlen werden "Zielscheibe Erde", ISBN 3-440-08980-0. 
Nun lässt sich mit größter Wahrscheinlichkeit annehmen, dass ein Einschlag als sehr plötzliches Ereignis auch eine geophysikalisch plötzliche Krustenverschiebung auslöste (auslösen wird). Insofern wird es verständlich, dass der Begriff Krustenverschiebung oder Polverschiebung die "Wanderung" und eine plötzliche Verschiebung umfasst, somit also eine höhere Allgemeingültigkeit beinhaltet. 
Um den Zusammenhang der Polverschiebung oder Krustenverschiebung zum Magnetismus zu verdeutlichen, gilt es noch auf Folgendes hinzuweisen. Nach allgemein anerkanntem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis:

  1. nimmt der Eisenanteil und damit die magnetische Relevanz mit der Tiefe zu;
  2. nimmt die Temperatur mit der Tiefe zu;
  3. verschwindet die magnetische Wirkung von Eisen bei Temperaturen über 768°C (Curie- Temperatur), die bereits in einer Tiefe von 15 bis 20 Km erreicht wird;
  4. beinhalten die Ozeanplatten, sich in einer maximalen Tiefe von 9 Km befindend, einen wesentlich höheren Eisengehalt als die Kontinentalplatten, sich bis in 60 km Tiefe befindend.

Aus diesen vier Punkten wird klar, dass die magnetische Wirksamkeit des Eisens nur eine oberflächliche ist (maximal bis 20 km tief) und dass die Kontinentalplatten magnetisch wesentlich schwächer wirken als die Ozeanplatten. Demzufolge gilt zwangsläufig, dass jede Krustenverschiebung auch eine Verschiebung des Magnetfeldes zur Folge hat.
 


10.01.2015

Ausrichtung prähistorischer Stätten und Krustenverschiebung

Von Menschen hergestellte Veränderungen oder Ergänzungen der Natur (bearbeitete Steine oder Gebäude) sind immer nach etwas ausgerichtet. So wie heute das GPS verwendet wird, mussten vor mehreren tausend Jahren die Sonne oder die Sterne als Richtungsweiser dienen. Das bedeutet, dass die Ausrichtung prähistorischer Stätten (im Folgenden kurz Stätten genannt) auf der Erdoberfläche astronomischer Natur war. Wenn sich aber die Erdoberfläche (im Folgenden kurz Kruste genannt) als Ganzes oder teilweise in Form der Kontinente in Bezug auf die Rotationsachse verschiebt /verschoben hätte, würde sich eine Nord - Süd - Ausrichtung aus der Zeit vor der Verschiebung heute beispielsweise als Nord Nord Ost - Süd Süd West - Ausrichtung zeigen. Daraus folgt, dass bei allen archäoastronomischen Analysen eine mögliche Krustenverschiebung keinesfalls außer Acht gelassen werden kann, denn die Geschichte der Erde ist eine Geschichte der Krustenverschiebungen (siehe: Wegener, "Die Entstehung der Kontinente und Ozeane", Nachdruck der 4. umgearbeiteten Auflage 1929, Gebrüder Borntraeger Verlags- buchhandlung, Berlin Stuttgart 2005). Die nachfolgende Tabelle enthält eine unvollständige Sammlung von prähistorischen Stätten  aller Kontinente mit deren Abweichung von der geografischen Nordrichtung. 


 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Übersicht wird gelegentlich ergänzt.

 Überträgt man nun die einzelnen Stätten koordinatengetreu auf einen Globus und zeichnet die jeweiligen Richtungen als Teilkreise auf denselben, so kann man zwei erstaunliche Ergebnisse erkennen. Die selben Ergebnisse erzielt man selbst dann, wenn man 50% der Stätten  wegen  ungenügender Beweislage der ermittelten Richtung wegstreicht.



Prähistorische Orientierungen zeigen die Polverschiebung © Carl Niemann
 
 
Das erste Ergebnis beinhaltet die Tatsache, dass sich sämtliche Richtungen der Stätten aller Welt mit Ausnahme von Südamerika an einem Punkt treffen; mindestens aber in einem eng begrenzten Gebiet (grüne Linien).
Das zweite Ergebnis beinhaltet ebenfalls die Tatsache, dass sich sämtliche Richtungen der Stätten von Südamerika an einem Punkt treffen; mindestens aber in einem eng begrenzten Gebiet (gelbe Linien), der sich jedoch an einer anderen Stelle befindet. In jedem Falle handelt es sich aber um vom rezenten Nordpol (roter Punkt) verschiedene Punkte.

Schlußfolgerung:
   Es gibt weltweit Stätten, die zu einer Zeit geplant / errichtet wurden, zu der sich der Nordpol mitten in Grönland befunden haben muss und der gesamte Kontinent Südamerika 14° entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht gewesen sein muss, sodass beide Treffpunkte "zusammenfallen" und die Lage des Nordpoles in prähistorischer Zeit darstellen.
Das bedeutet gleichermaßen, dass sich die Erdkruste als Ganzes in  Nord - Süd - Richtung um knapp 18" verschoben und gleichzeitig als Teil Südamerika zusätzlich um 14° verdreht hat.


Koordinaten des gemittelten Treffpunktes (grüne Linien):  72° 15' N  49° 40' W
Koordinaten des gemittelten Treffpunktes (gelbe Linien):  62° 10' N  20° 15' W